Immer wieder wird die Öffentlichkeitsarbeit mit dem Satz konfrontiert, dass für Öffentlichkeitsarbeit in schriftlicher Form doch bitte nur konferenzgenehmigte Literatur verwendet werden solle oder dass dafür eine Genehmigung der Konferenz einzuholen sei – was „unterm Strich“ aufs Gleiche herauskommt.

Dazu möchten wir einige interessante Sätze aus unserem Blauen Buch zitieren (BB, Kapitel 7 „Arbeit mit anderen“)

Es ist richtig – wir können nur denen helfen, die zu uns finden. Aber es ist falsch zu glauben, ein Alkoholiker muss von allein zu uns finden. Wir dürfen ihm durchaus zeigen, wie er den Weg zu uns finden kann. Und vielleicht hat Bill schon geahnt, wie später mal einige seine "Nachfolger" die Öffentlichkeitsarbeit bei AA verstehen werden - in dem sie mit dem Blauen Buch rumwedeln, anstatt anziehende ÖA zu machen. Vielleicht auch deshalb der Hinweis, sich (noch) nicht gleich auf das BB zu beziehen.

Es ist richtig – in unseren Meetings sollte das Programm der Anonymen Alkoholiker im Mittelpunkt stehen. Es ist aber falsch zu glauben, dass das Programm einzig und allein „anziehend“ wirkt. Bevor wir jemanden unser Programm näher bringen können, müssen wir ihn erst einmal in unsere Meetings „bringen“.
Es ist richtig, wenn wir im Meeting nur unsere konferenzgenehmigte Literatur benutzen. Aber es ist genauso richtig, dass wir hilfesuchende Menschen in deren Sprache ansprechen, damit wir mit 
ihnen in Kontakt kommen können. Und dabei ist es eben auch wichtig, dass wir wissen, dass jemand in einer JVA eine andere Ansprache benötigt als jemand auf der Entgiftungsstation. Das junge Menschen anders zu erreichen sind als ein Angestellter, nachdem er eine Abmahnung wegen alkoholbedingter Fehler auf der Arbeit bekommen hat.

Das alles sollten wir berücksichtigen, wenn die Anonymen Alkoholiker „andere im Sinne des BB“ erreichen wollen. Das können wir aber nicht jedesmal erst konferenzgenehmigen lassen. Berücksichtigen müssen wir auch, dass Sprache eine dynamische Sache ist, die sich im Laufe der 
Jahre verändert, weiterentwickelt – auch wenn dabei nicht jede Entwicklung in unserem Sinne ist, uns gefällt.

Wären übrigens Bill und Bob damals nicht auch neue Wege gegangen, dann würde die Gesellschaft uns Alkoholiker immer noch in Trinkerheilanstalten wegsperren, weil sie keine anderen Möglichkeiten sah oder keine anderen Wege zu versuchen bereit war.

Wir sollten – als Resümee – also darauf bedacht sein, in unseren Meetings das Programm zu verwenden. So wie es sich bewährt hat und wie es sich in der konferenzgenehmigten Literatur widerspiegelt. Wenn wir aber über die Anonymen Alkoholiker informieren möchten, sollten wir uns an das Wort von Martin Luther halten: „Den Leuten aufs Maul schauen“ – damit wir sie auch wirklich mit unseren Informationen erreichen.

Oder um es konfessionsneutral zu sagen: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken – nicht dem Angler. Aber nicht jeder Köder ist für jeden Fisch gleichermassen geeignet.“

Wir haben konferenzgenehmigte Literatur aber keine konferenzgenehmigte Information, denn dann müssten wir auch unsere gesprochenen Beiträge beispielsweise auf Informationsveranstaltungen erst als Manuskript zur Genehmigung einreichen.

Was uns das Blaue Buch als Einzelnem in der „Arbeit mit anderen“ empfiehlt, sollte auch für die Arbeit der Gemeinschaft AA als Ganzem gelten.

Wir genesen mit unserem Programm – aber wir erreichen andere nur, wenn wir bereit sind, auf sie einzugehen. Das „Blaue Buch“ ist immer erst der zweite Schritt in der „Arbeit mit anderen“. Ein Schritt, den wir erst gehen können, nachdem wir den Hilfesuchenden erreicht haben.